Nach einigen Tagen Ruhe und Erholung folgen hier nun die letzten Einträge über meine Zeit im Löwen. In den nächsten Tagen folgt ein kurzer sehr subjektiver Bericht vom BCB, gefolgt von einigen Schilderungen über das Einleben im normalen nine-to-five Rhythmus in der Bank. Am 1.November wird dann an dieser Stelle der Cocktailpodcast mit der nullten Folge online gehen. Aber erstmal zurück in den Löwen, zurück zum letzten Tag in Hamburg.
Nachdem ich im elbgold den letzten Blogartikel verfasst und mich mit Kaffee für die Zeit zu Hause eingedeckt hatte, bin ich losgezogen durch einige Spirituosenläden der Hansestadt, um meine Heimbar um einige zwingend notwendigen Flaschen zu ergänzen. Plymouth Navy Strength und Plantation Overproof, sowie Martin Miller’s Gin und gelber Chartreuse wanderten neben anderen Flaschen in meinen Wagen. Ding hatte mir am Anfang der Woche bei sich zu Hause viele gute Produkte zum Probieren gegeben und so wuchs meine Einkaufsliste stetig – Danke! Außerdem musste ich natürlich auch die eine oder andere Flasche guten Stoffes nach Frankfurt kaufen, die mich an die Zeit im Löwen erinnern wird. In der Weinquelle habe ich noch flink ein paar Flaschen mitgenommen, die für den Löwen bestimmt waren. Da ich eh vor Ort war – mittlerweile auch bekannt – konnte ich sie mitnehmen und Kollege Kappes brauchte nicht unbedingt eine Ehrenrunde auf dem Weg zur Arbeit machen.
So konnten wir uns dann vor der Arbeit – die neue Kollegin war mit Mis en Place dran – noch mal richtig lecker den Bauch voll schlagen und ein tolles Essen im „Le Plat de Jour“ genießen. Schon mehrfach von vielen Bekannten empfohlen, schob ich es bis zum letzten Tag auf, um dorthin zu gehen. Allerfeinste Küche verwöhnte unsere Gaumen und stimmte auf einen wunderbaren im Le Lion ein.
Lieber Nachfolger, wenn Du nach dem Mis en Place oder sonst irgendwann mit Kappes in ein Restaurant gehst, achte genau darauf, wo er sich hinsetzen möchte und versuche diesen Platz zu ergattern oder zumindest es zu schaffen in die gleiche Richtung zu schauen. Er sitzt immer und wirklich immer genau so, dass er den besten Blick auf die ansehnlichsten unter den weiblichen Gästen hat. Der ihm gegenübersitzende Commis muss sich immer verrenken, um einen kurzen Blick auf den Grund seines abwesenden Gesichtsausdrucks zu erhaschen. Respekt Herr Kappes, nicht nur hinter der Bar kann man viel von Ihnen lernen!
Zurück im Löwen begannen wir die Schicht mit dem üblichen Getränk aus der Nespresso Maschine und zur Feier des Tages mit einem kleinen Glas Cognac. Herr Kappes schlug Park XO vor und wie allseits bekannt sein sollte, kann man besonders bei dieser Spirituosenkategorie dem werten Herrn nichts vormachen. Da dieses Produkt von der BASF in Ludwigshafen vertrieben wird, werde ich dort wohl demnächst vorstellig werden und ein bisschen einkaufen. Schöne Vorstellung: Ich nehme 10 Liter Park XO und 2 Flaschen von der weißen Wandfarbe. Oder so ähnlich jedenfalls.
Und dann begann der letzte Abend im Le Lion für mich. Erneut oder mal wieder besonders freundlich Gäste besuchten die gemütliche Bar. Viele Stammgäste erinnerten sich daran, dass heute mein letzter Tag ist und kamen nur mal schnell auf einen Drink vorbei. Olli von der Trinklaune schaute rein, traute sich aber nicht gegen mich im Spülmaschinen-Tetris anzutreten, dafür versuchte er einen Genever Sazerac.
Wesentlich entspannter als noch vor einem Monat wurden Gäste begrüßt, platziert, mit Wasser und alkoholischen, gekühlten Mixgetränken versorgt. Zwischendurch in die Küche, spülen und aufmerksam Kappes beobachten, ob ihm nicht die Shaker ausgehen oder sein Tablett voll ist und zum Spülen abgeholt werden kann. An einem Tisch wollte ein Pärchen, das endlich mal wieder im Löwen war, beraten werden. Nach intensiven Unterhaltungen konnten wir gemeinsam die richtigen Getränke für die beiden finden und nach eigener Aussage übertrafen die von Herrn Kappes gemixten Getränke die die Erwartungen bei weitem. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ein Drink mit Ei schmecken könne und auch er war mit seiner Manhattan-Variante sehr glücklich. So durfte ich an diesem Abend noch mehrfach für den jeweils nächsten Wunsch beratend zu Seite stehen. Später am Abend dann die Gäste wieder zur Tür bringen, Mäntel aus der Garderobe holen, rein helfen und verabschieden. Le Lion I like your style!
Als es dann auf das Ende der Schicht hin lief, saßen nur noch an einem Tisch eine kleine Gruppe Gäste und die Hoffnung auf einen frühen Feierabend stieg, als ich um kurz vor 3Uhr noch mal an den Tisch ging. Ob es noch etwas sein darf? (Bitte sag nein, zahl und geh!) Hmm, ich weiß nicht. Nee, (*yeah*) eigentlich nichts mehr zu trinken, (*schluck*) aber sagen Sie mal, haben Sie noch diese Käseteller? (Bitte? Um 3 Uhr nachts noch Käse? Was meinst Du, wie das ansetzt? Und nein, ich habe gerade den letzten Käse selbst aufgegessen!) Ja, den haben wir! (NICHT!) Machen Sie den um diese Uhrzeit auch noch? (Natürlich nicht! Wir wollen Feierabend machen und haben gerade alles in den Kühlschrank geräumt!) Natürlich machen wir das! – Dann nehm ich einen solchen, bitte. (Du machst jetzt Spaß, oder?) Sehr gern. (Commis ab) Wieder in der Küche kann sich jeder vorstellen, wie groß die Freude bei den anderen war, dass ich an meinem letzten Tag noch mal Käseauswahl machen darf. Cheesebert hart am Käsebrett!
Nachdem wir aufgeräumt hatten, saßen wir noch bei einem gemütlichen Feierabendgetränk – diesmal war es für mich der von Mario erfundene Prof. Langnickel – beisammen und keiner konnte glauben, dass ein Monat schon rum ist. Es war doch gerade erst 3 Tage her, dass ich hier angefangen habe. Gefühlt vorgestern bin ich zum ersten Mal hinter die Kulissen des Löwen geführt worden und habe zum ersten Mal für Gäste die Tür geöffnet. Die Zeit ist so schnell vergangen und doch habe ich so viel erlebt. Vielen Dank für die wunderbare Zeit im Löwen!
Beim Schreiben unterstützt von: Pink Floyd – Pulse